Auf dem Weg nach Warschau
 
So sitze ich also im Zug und habe eigentlich seit dem letzten Eintrag nichts chronologisches mehr zu sagen. Um also dieses tolle Bild irgendwie unterzubringen erzähle ich einfach ein bisschen von der zugehörigen „Sala di Attesa“ in Venezia-Mestre.
    Ich kam dort ja etwas nach Sechs an, und hatte dann noch fast eine Stunde zu warten, bis der EC einlief. Nachdem im Bahnhofscafè nur im Stehen konsumiert wird, war da der Warteraum nicht die beste, immerhin aber die einzige Option. Auch ich richtig müde, fühlte ich mich zwischen dem knappen Dutzend Schlafender gleich gut aufgehoben. Ein bisschen wundert es mich, wie die alle da schon drin waren, nachdem der Raum eigentlich erst um sechs aufgemacht wird. Außerdem bleibt natürlich die spannende Frage, woher die alle so früh kamen, zum Teil fast ohne Gepäck, und worauf sie länger als eine Stunde warteten - ich verließ den Raum praktisch als Erster wieder. Zuvor kam mir nur eine Frau, die als Folge einer eher unangenehmen Diskussion mit einem anscheinend fremden Mann das Weite suchte. Nach dem, was ich verstehen konnte, bemühte sich letzterer nach Kräften, zu beweisen, dass auch alte Italiener noch blöde Anzüglichkeiten loslassen können…
    Ansonsten aber ein friedliches Nebeneinander von Menschen im Tiefschlaf und freigelegten Socken, was der Luft auch ein eigenartiges Aroma bescherte. Dazwischen immer wieder zur Unkenntlichkeit verzerrte Lautsprecherdurchsagen. Zusammen mit den plötzlichen Äußerungen des alten Mannes eine durchaus gruselige, irgendwie surreale Atmosphäre. Und dann natürlich dieser riesige Spiegel… Aber immerhin entlockte meine ober-touri-hafte Fotoaktion einem der Wartenden ein kleines Lächeln.
    Hier ist übrigens noch ein klareres Bild. Das oben gibt aber die Wahrnehmung meiner eigenen müden Augen deutlich besser wieder :-)
 
Un biglietto per Warsawia
Mittwoch, 24. Mai 2006